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Das Jahr wird elektrisch. Was fehlt Deutschland, um mit dem Mobilitätstrend zu gehen?


Ladestecker in E-Auto

Große Veränderungen kommen nicht über Nacht, aber sind sie zu einem gewissen Grad fortgeschritten, lassen sie sich auch nicht mehr so einfach aufhalten. Beispielhaft dafür ist der Antriebswandel - weg vom Verbrennungsmotor hin zum Elektroantrieb. Es wird diskutiert, abgewartet und aus Protest dagegen gewettert, aber der Wandel zum Elektroantrieb scheint dennoch zu kommen. Gerade in Deutschland, dem Land der Autobauer ist diese Haltung noch sehr präsent, aber ein Land mit 82 Millionen Menschen bestimmt nicht den Trend für die restlich 8 Milliarden auf diesem Planeten. Wenn der Blick über den großen Teich oder nach Fernost schweift, dann sieht man, wohin die Reise geht. Die Frage, die sich stellt: Können wir jetzt noch ein Ticket kaufen oder kommen wir zu spät?


Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, das geht voran!


In China meldet der riesige Ölkonzern Sinopec einen gesunkenen Öl- und Kraftstoffverbrauch, der über die kommenden Jahre auch weiter sinken wird. Parallel dazu einigen sich die großen Fahrzeughersteller in den USA auf einen gemeinsamen Ladesteckerstandard wodurch das bereits riesige Superchargernetzwerk von Tesla auch von allen anderen Herstellern genutzt werden kann. Das sind nur zwei der großen Meldungen, die den Trend zeigen: E-Autos werden immer besser angenommen und die Infrastruktur passt sich dem Trend an. Mit der Infrastruktur ist hierbei auch nicht nur die Verteilung von Ladestationen gemeint, sondern das komplette Ökossystem, welches es zur Herstellung eines Elektroautos braucht. Vom Akku-Hersteller bis zum OS-Programmierer stellt sich die Industrie auf die Antriebstechnik um.


Zwei Schritte vor und keinen zurück


Wenn solche industriellen Umstellungen erst einmal vollzogen sind, wie in den USA bspw. durch den Inflation-Reduction-Act, dann lassen diese sich nicht einfach zurückdrehen. Denn hier wurde klar auf die Förderung der Produktionsseite gesetzt, anstatt einfach E-Autos für den Endverbraucher zu subventionieren. China lenkt seine Industrie ebenfalls seit Jahren in Richtung Elektromobilität, indem bspw. seit Jahren die Zulassung von Verbrennerautos durch ein Lossystem organisiert wird, während Käufer eines E-Autos sofort eine Zulassung für dieses bekommen. So wurden direkt die Rahmenbedingungen für den Markt geändert und es entwickelt sich eine E-Autoindustrie, die innerhalb weniger Jahre international bekannte Marken geschaffen hat, die den etablierten Herstellern, besonders aus Deutschland, im E-Autosektor den Rang ablaufen.


Im Westen viel Neues


Auch hierzulande gibt es Bewegung auf dem Markt, aber dennoch wurde der große Wandel übersehen bzw. wollte nicht gesehen werden. Immer noch sind wir das Land des Diesels und des Verbrenners. Während die Welt weiterzieht, wird hier allein auf weiter Flur über E-Fuels diskutiert, die weder wirtschaftlich noch international relevant sind. Dabei reicht schon ein Blick in den Westen des Kontinents, um zu sehen, dass die Franzosen bereits viel besser erkannt haben, dass auch ihre Autoindustrie vom E-Auto abhängt. Schon lange lassen sich die kleinen Renault Twizzys erspähen, die meist als Lieferfahrzeuge genutzt werden, aber auch die Kleinwagen mit Elektroantrieb aus dem Hause Citroën gehören bereits länger zum Repertoire einschlägiger Autoverleiher. Hier zeigen unsere Nachbarn, dass ein Commitment in diesem Bereich auf mehreren (Preis)Ebenen stattfindet und nicht nur in einem kleinen Bereich des Angebots, wie es bei den meisten deutschen Herstellern der Fall ist.


Ready for the Electric Future


Was ist die Lehre, die sich aus der aktuellen Situation ziehen lässt? Die Infrastruktur und das aus ihr entspringende Angebot muss stimmen, damit Deutschland bereit ist für die Antriebswende. Dazu zählt besonders der Ausbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur, die sich nicht nur auf die Innenstädte der großen Ballungsräume beschränkt. Durch seine hohe Besiedlungsdichte bietet Deutschland eine gute Grundlage für eine umfassende Ladeinfrastruktur. Beim Ausbau dieser können die kommunalen Energieversorger eine leitende Rolle einnehmen. Oftmals bieten die Stadtwerke einer Kommune bereits Ladeplätze an oder bieten Angebote für Wallboxen, mit denen sich von zu Hause aus das Auto laden lässt.


Hier gilt es anzusetzen und die Strategie für die nächsten Jahre weiter anzugehen und konsequent auszubauen. Auch hierzulande stehen wir vor dem Punkt, an dem E-Autos stark an Fahrt aufnehmen werden, spätestens wenn chinesische Anbieter wie BYD mit wirklich günstigen Fahrzeugen auf den (deutschen) Markt kommen und die Spritpreise durch CO₂ Abgaben in die Höhe schnellen werden. Sobald dieser Punkt erreicht ist, wird eine gute Ladeinfrastruktur unverzichtbar sein und Anbieter von Ladepunkten können sich darauf freuen, wenn es so weit ist. Bis dahin sollten kommunale Energieversorger an ihren Ausbauplänen arbeiten und ihre Angebote im Bereich der Ladepunkte und insbesondere Wallboxen auf die kommende Zukunft anpassen, damit sie den Wandel optimal für sich nutzen können.



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