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Warum kommunale Wärmeplanung das fehlende Puzzlestück der Wärmewende ist


Wir haben bereits in einem vorangegangenen Blog-Artikel das heiße Thema Wärmepumpe behandelt. Jetzt wollen wir das Thema noch weiterführen und es von der Ebene der Privatheizung auf die Ebene der kommunalen Wärmeplanung anheben. Deutschland ist Mieterland. Das heißt, dass über 56% der hier lebenden Menschen zur Miete wohnt, so viel wie in keinem anderen europäischen Land. Hinzu kommt eine starke Urbanisierung, die dazu führt, dass 77,7% der Bevölkerung in Städten lebt. Wer in der Stadt wohnt, wohnt meist in Mehrfamilien-, anstatt in Einfamilienhäusern. Ergo besteht wenig Autonomie über die Art der Heizung, mit der die bezogenen Vier-Wände beheizt werden.


Das Drama, die Kapriolen und Absurditäten, die sich um den Diskurs rund um die Wärmepumpe sammelten, werden hier nicht noch einmal aufgerollt, aber eine Sache, die sich aus ihm ergab, ist die, dass die Wärmepumpe keine eierlegende Wollmilchsau ist. Genauer gesagt: nicht für jedes Haus ist eine Wärmepumpe die optimale Lösung. Dies bedeutet aber noch lange nicht, dass die Technologie nicht dennoch als Basis der Wärmwende genutzt werden kann. Das Stichwort ist hierbei kommunale Wärmeplanung bzw. Fernwärme. Diese ist vom Prinzip her schon ein alter Hut. Bei uns in Kiel sind bereits knapp 8.000 Haushalte an das Fernwärmenetz angeschlossen. Produziert wird unsere Wärme zwar noch großteils aus fossilen Energieträgern, aber im Zuge des GEG wird sich auch dies mit der Zeit ändern.


Hier kommt nun wieder die Wärmepumpe ins Spiel. Anstatt, dass jedes Haus seine eigene Wärmepumpe bekommt, sind Großwärmepumpen in Kombination mit Fernwärme das fehlende Puzzlestück in der Wärmewende. Eine klimaneutrale Produktion und Verteilung über das Fernwärmenetz würde die am dichtesten besiedelten Regionen des Landes mit sauberer Wärme versorgen. Dafür können Städte ihr bereits bestehendes Fernwärmenetz nutzen und müssen lediglich die Art der Wärmeproduktion umstellen. Ein anschauliches Beispiel dafür wäre die Stadt Flensburg. Hier versorgt das dortige Stadtwerk bereits 90% der Haushalte mit Fernwärme. Die Versorgung ist sogar so weitreichend, dass umliegende Ortschaften zum Teil mitversorgt werden. Die erzeugte Wärme wird aber leider bisher fast ausschließlich aus fossilen Brennstoffen gewonnen. Ab 2035 soll damit endgültig Schluss sein und ab 2025 soll die erste Großwärmepumpe in Betrieb genommen werden.


Neben Flensburg ist auch die Stadt Mannheim gerade dabei, an einer Versorgung durch Großwärmepumpen zu arbeiten. München hingegen will als Wärmequelle auf Geothermie setzen, um klimaneutral Energie für ihr Fernwärmenetz zu erzeugen. Wir sehen hier klare Visionen und umweltfreundliche Visionen, an denen sich auch andere Städte orientieren sollten.


Die Wärmewende wird und muss geschehen, um die Zukunft des Landes und der Welt zu gewährleisten. Dabei müssen verschiedenen Optionen in Betracht gezogen werden, wobei eine flächendeckende Versorgung mit klimaneutraler Wärme über ein Fernwärmenetz, die effizienteste Option für die urbanen Regionen der Republik darstellt. Darüber reden und schreiben ist verständlicherweise leichter als die Umsetzung, für die die Kommune, die Energie- und Wohnungswirtschaft sowie die Privateigentümer zusammenarbeiten müssen. In Anbetracht der Dringlichkeit der weltweiten Lage, mit sich stetig überbietenden Hiobsbotschaften in puncto Klimakrise, muss ein klarer Plan zur Dekarbonisierung und realistischen Umsetzung der Wärmewende erstellt werden. Stadtwerke nehmen dabei als Versorger der Kommunen eine zentrale Rolle ein und können sich öffentlichkeitswirksam als Vorantreiber einer klimaneutralen Zukunft, auf Basis von sauberer Fernwärme und Wärmepumpenangeboten, positionieren.

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